LW_Motor_Aufarbeitung
„Der Motor ist vor kurzem frisch gemacht worden“ hat der vorherige Besitzer gesagt. Ohne Serie Erfahrung sah er an den Stellen die man kontrollieren konnte und wie er sich bei der Probefahrt auch anfühlte gar nicht so schlecht aus. Mittlerweile konnten wir alle Einzelteile des 2 ¼ Liter 4 Zylinder Petrol Motor persönlich kennen lernen und der Gedanke an die Aussage „das Getriebe ist auch komplett gemacht worden“ macht mir schon jetzt ein flaues Gefühl in der Magengrube.
Aber jetzt zur Aufarbeitung. Beim Ausbau des Motors ist uns aufgefallen, dass sich etwas kristallisierte Kühlflüssigkeit hinter dem Kupplungsgehäuse gesammelt hat. Weil es wegen der vielen Farbe der vergangenen Jahre nicht zu sehen war, ob die Froststopfen oder die Kopfdichtung (Kühlwasser) undicht sind, wurde beides in Betracht gezogen. Es waren am Ende die Froststopfen von denen einer durchgerostet war und die mittlerweile gleich alle getauscht worden sind.
Wenn schon alle Froststopfen ausgebaut sind, kann man prima zwischen den Zylinderbahnen (Kühlkreislauf) sauber machen. Die fummelige Arbeit hat sich auf jeden Fall schon gelohnt, weil neben der üblichen Rostpampe auch noch drei weitere Froststopfen und eine Schraube aufgetaucht sind. Nur der Fairness halber gesagt, die müssen da schon länger gelegen haben und wurden scheinbar mit neuen Stopfen nach hinten durchgeschlagen. Aber wo die Schraube herkam, bleibt absolut ungeklärt?
Die Kopfdichtung war an sich also noch prima, aber wenn der Motor schon ausgebaut ist und dann die Froststopfen hmmmmm, wir schauen doch mal rein. An der Stelle fällt der Öldruck so rapide, wie der Blutdruck steigt. Im dritten Zylinder ist Öl und Ruß im Kopf und die Zylinderbahn durch den Kolbenbolzen links und rechts ca. 1mm tief eingeschliffen. Kolben in der Übergröße gibt es nicht, der Motor ist erst mal Schrott. Also alles zerlegen und schauen was gerettet werden kann. Frust!!!
Kurbel- und Nockenwelle waren noch gut und das zugehörige Axial- und Lagerspiel der Schalen war auch noch innerhalb der Toleranzen. Der Steuermechanismus, die Ölpumpe mit Wanne und der Zylinderkopf waren auch noch gut. Die vier Pleuel waren um 180 Grad verdreht eingebaut worden, wodurch die Schmierung der Kolbenbolzen nicht funktioniert hat. Dem zufolge waren die Pleuelaugen der vier Pleuel ausgeschlagen und nicht mehr zu gebrauchen. Am dritten Zylinder hat die Sicherung des Kolbenbolzens gefehlt, was die Spuren in der Zylinderwand verursacht hat. Der Kolben samt Bolzen war defekt und nicht mehr zu gebrauchen.
Zur Erinnerung „der Motor wurde frisch gemacht“
Gott sei Dank gibt es in unserer heutigen Zeit Internet und dadurch viele Möglichkeiten zu schauen, wie andere ihre Probleme gelöst haben. Nach einer Aufrechnung neu benötigter Teile und notwendigen Arbeiten die durch dritte gemacht werden müssen war klar, ein Tauschmotor ist teurer und gehört nicht mehr zu „dem“, zu unserem Light Weight.
Wie ging es also weiter. Die Zylinderbahnen des Motorblocks wurden durch einen Instandsetzer aufgebohrt, Zylinderbuchsen eingepresst und das ganze frisch gehont und geplant. Gleichzeitig wurden die Ventilsitze nachgefräst, ein Satz neuer Ventile eingeschliffen und der Kopf ebenfalls geplant. So kamen die Einzelteile dann frisch überholt zum Zusammenbau zurück.
Die neuen Ventile sind mit neuen Dichtungen und den alten Federn im Kopf wieder eingesetzt. Die Kipphebel samt Welle, Stößel, Stößelrollen und Führung bleiben ebenfalls die Alten und sind wieder montiert. Die Lagerschalen der Kurbelwelle sind bis auf die fürs Axialspiel im gleichen Maß gegen Neue ersetzt. Die Pleuel sind samt Kolben in Standartgröße neu. Ein Aufarbeiten der Pleuelaugen (Lagertausch) wäre teurer gekommen. Die Nockenwelle samt Steuerkette und Spanner sind die Alten geblieben und wieder eingebaut. Ebenso die Ölpumpe samt Ölwanne, sämtlichen Schrauben und die Benzinpumpe. Erneuert wurden in dem Zug alle Dichtungen aus Papier, Kork, Gummi und Kupfer, sowie die Simerringe an der Vorder- und Rückseite der Kurbelwelle.
An der Stelle erwähnt, die original Handbücher von Land Rover sind neben dem WWW und Blacklandy Forum wirklich Gold wert. Es ist wirklich jeder Schritt zum Zerlegen, Prüfen und zum Zusammenbau im Detail beschrieben. Das macht es wirklich einfacher und hilft zu verstehen.
Zum krönenden Abschluss gibt es in naher Zukunft noch einen Anstrich in Britisch Standard 101 auch Sky Blue genannt und ich bin gespannt wie er läuft. Sobald der Öl- und Wasserkühler, der Auspuff, der Vergaser, die Tanks, die Spritzwand (bis jetzt nur grundiert), die Pedale und die komplette Elektrik mit Batterie, …….. (oh oh) wieder eingebaut sind.